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KurzeinfÜhrung

Die Zechengruppe Mevissen-Diergardt war die erste Schachtanlage welche am linken Niederrhein die Förderung von Anthrazitkohle (niederflüchtige Hausbrandkohle) aufnahm. Die bis dahin selbständigen Gewerkschaften Wilhelmine Mevissen und Diergardt wurden im Jahre 1927 in der Bergwerksgesellschaft Diergardt-Mevissen vereinigt. Eine Ausdehnung nach Süden und Westen war nicht möglich, da dort keine oder nur sehr wenige bauwürdigen Flöze angetroffen wurden. Besonders zu erwähnen sind hier die geringe durchschnittliche Mächtigkeit der Flöze (±74 cm) sowie zahlreiche geologische Störungen, welche die Betriebsdauer und Rentabilität der Schachtanlage nachhaltig beeinfußt haben.

Der Weg nach Osten und Norden war auch versperrt, da die dort befindlichen Felder schon vergeben waren. In den 1950'ern wurden Abbauverträge mit den markscheidenden Bergwerken Rheinpreussen und Niederberg (N.B.A.G) geschlossen, um weiterhin Wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Erwerb des westlich angrenzenden Feldes Heinrich Schlattmann vom Bergfiskus des Landes NRW im Jahre 1955 sollte Abhilfe schaffen, dieses Feld konnte aber wegen der geringen Ausbeute und vieler tektonischen Störungen kaum wirtschaftlich erschlossen werden. Nach dem Übergang der Steinkohlenbergwerke Mathias Stinnes AG (Tochterunternehmen der Hibernia AG) in den Besitz der RAG (gegr. 1968), bildete die Anlage zusammen mit sechs weiteren Schachtanlagen die Tochtergesellschaft Bergbau AG Niederrhein (BAN). Das rechtsrheinische Grubenfeld mitsamt der Anlage Franz Ott wurde 1963 und die Anlage Diergardt und somit das östliche Grubenfeld im Jahr 1967 stillgelegt und abgeworfen. Der Abbaubetrieb konzentrierte sich in Folge nur noch auf den westlichen Feldesteil. Im Jahre 1973 wurde die Schachtanlage Mevissen endgültig stillgelegt, da die wirtschaftlich abbaubaren Kohlevorräte bis zur aufgeschlossenen Fördersohle nahezu erschöpft waren (nach dem Anfahren starker Gebirgsstörungen musste die Menge der noch anstehenden Kohlevorräte stark minimiert werden, noch 1970 ging man von einem Vorrat welcher weit über die Jahrtausendwende reichen sollte aus) und der Absatz an Hausbrand in Folge des günstigen Heizöls immer weiter einbrach. Eine wirtschaftliche Fortsetzung eines Förderbetriebes wäre nur unter Aufbringung immenser Geldmittel zur Erschließung einer tieferen Fördersohle möglich gewesen.

Die im April 2003 als Denkmal aufgestellte Seilscheibe am Förderstandort Mevissen I/II stammt von der benachbarten Schachtanlage Niederberg, welche Ende 2001 stillgelegt wurde.

Folgenutzung

Die Schachtanlage Mevissen ist komplett abgebrochen und mit einem Gewerbegebiet (Food town) bebaut worden. Von der Anlage Diergardt sind nur noch wenige bauliche Zeugnisse des Bergbaus im Rheinhausener Raum erhalten, welche einer anderen Nutzung zugeführt wurden. Die Nebenanlagen (Franz Ott, Rumeln und Kaldenhausen) sind komplett zurückgebaut. Besonders zu erwähnen ist hier aber die Rheinhauser Bergbausammlung, die sich mit der Geschichte und Bewahrung des Bergbaus im Duisburger Stadtgebiet befasst. Bitte besuchen Sie für weitere Informationen diesen Link: www.bergbausammlung.de

Die Lage der Schächte im Grubenfeld

Übersichtskarte des Grubenfeldes aus den 1930ern

Diergardt-Mevissen in Zahlen

Feldbesitz:
69 888 145 m²
davon linksrheinisch 49 293 131m²
davon rechtsrheinisch 20 595 014 m²

Grubenfelder:
- Heinrich Schlattmann mit 14 732 532 m²
- Tellus I mit 2 189 000 m²
- Wilhelmine Mevissen mit 10 659 983 m²
- Diergardt mit 11 051 680 m²
- Diergardt II mit 6 855 018 m²
- Medio-Rhein mit 13 739 996 m²

Erste Kohlenförderung:
14.12.1911 Diergardt I
1913 Mevissen I

Stilllegung :
Franz Ott am 30.04.1963
Diergardt am 31.10.1967
Mevissen am 31.03.1973


Anzahl der Schächte:
7

Schächte - Endteufen - Stk.-gebirge bei - ø in m :
Diergardt I (Carl-Theodor) - 525 m - 88,3 m - ø 6,5-5,4 m
Abteufungsverfahren: Senkschacht
Teufbeginn: 19.05.1910

Diergardt II - 293 m - 88,8 m - ø 4,2-3,0 m
Abteufungsverfahren: Schlagbohr-Spülverfahren; Stockfisch
Teufbeginn: 24.09.1910

Diergardt III (Franz Ott - Java) - 279 m - 88,0 m - ø (?) m
Abteufungsverfahren: Gefrierverfahren
Teufbeginn: Juni 1912

Mevissen I - 777 m - 107,3 m - ø 6,0 m
Abteufungsverfahren: Gefrierverfahren
Teufbeginn: 01.07.1912

Mevissen II - 229 m - 106,3 m - ø 5,0 m
Abteufungsverfahren: Gefrierverfahren
Teufbeginn: 11.11.1912

WS Rumeln - 262 m - 163,5 m - ø 5,3 m
Abteufungsverfahren: Gefrierverfahren
Teufbeginn: 01.16.1937

WS Kaldenhausen - 516 m - 184,5 m - ø
1,6 m
Abteufungsverfahren: Bohrschacht
Teufbeginn: 1959

Anzahl der Sohlen:
Diergardt:
1. Sohle = 115 mS Wettersohle
2. Sohle = 145 mS
3. Sohle = 270 mS
4. Sohle = 500 mS
Wilhelmine Mevissen:
1. Sohle = 135 mS
2. Sohle = 200 mS
3. Sohle = 330 mS
4. Sohle = 500 mS
5. Sohle = 750 mS
Franz Ott:
1. Sohle = 115 mS Hilfssohle
2. Sohle = 125 mS
3. Sohle = 265 mS
4. Sohle = 500 mS
Wetterschacht Rumeln
1. Sohle = 200 mS
2. Sohle = 270 mS
3. Sohle = 330 mS
4. Sohle = 500 mS

Verwertbare Förderung:
Franz Ott 1913-1963 7,7 Mio. t
Diergardt 1911-1967 22,8 Mio. t
Mevissen 1914-1973 33,7 Mio. t

gesamt: 64 200 000 t

Geförderte Kohlensorte:
Anthrazit und Magerkohle

Höchste Jahresförderung:
1 619 156 t im Jahr 1938

Höchste Belegschaft:
5810 Bergleute im Jahr 1952

Grubenunglücke:
09.12.1928 Brand eines Blindschachtes fordert 10 Tote
14.05.1951 Schachtbrand Diergardt I fordert einen Toten

Das Grubenfeld im Jahr 1969:
Das zur Bergwerksdirektion Mevissen gehörende Grubenfeld ist nur zu 2/3 flözführend, da das Steinkohlengebirge gefaltet und nach Süden angehoben ist, so daß die Flöze mit welligem bis steilem Einfallen zum Deckgebirge ausstreichen. Von dem 38,5 km² großen Baufeld der Schachtanlage Mevissen sind 20,5 km² durch Grubenbau aufgeschlossen. Das Baufeld erstreckt sich in Ost-West-Richtung über rund 8 km². Etwa 70% der Förderung wird aus Betrieben mit 0-40 gon, 30% aus solchen mit größerem Einfallen gewonnen. Von dem anstehenden Flözpaket zwischen Girondelle 5 und Sarnsbänksgen werden z.Zt. die Flöze Finefrau, Kreftenscheer und Mausgatt gebaut. Die Kohle ist wegen ihres geringen Anteils an flüchtigen Bestandteilen von max. 9% und ihres Aschegehaltes von 4-6% als besonders guter Anthrazit bekannt und als Generatoranthrazit mit max. 3% Asche geeignet.
Das Grubengebäude ist durch die Schächte Mevissen I und II, den Schacht Rumeln und den Bohrschacht Kaldenhausen aufgeschlossen. Der östliche Teil des Grubenfeldes mit den 3 Schächten der Schachtanlage Diergardt wurde 1967 stillgelegt und abgeworfen.
In der Horizontalen sind die Flöze durch 2 Hauptfördersohlen in 500 m und 750 m sowie durch die Wettersohle in 270 m Teufe aufgeschlossen.
Der Abbau verteilt sich auf 4 Bauabteilungen. Zwei weitere Abteilungen werden z.Zt. ausgerichtet. In der Lagerung von 0 bis 40 gon Einfallen wird die Kohle möglichst schälend und mit Bruchbau gewonnen. Flözpartien mit stärkerem Einfallen werden im Schrägbau mit Vollversatz abgebaut. Die mittlere Flözmächtigkeit mit Bergemittel betrug im Jahr 1969 0,80 - 0,90 m. Die verhältnismäßig geringe fördertägliche Betriebspunktförderung von 512 t/Tag im Durchschnitt des Jahre 1969 war geologisch bedingt.
Im zentralen Förderschacht Mevissen I wird die Kohle mit zwei Gestellförderungen zu Tage gehoben. Der Schacht ist durch Seilfahrt und Materialförderung zusätzlich belastet...
Quelle: Gründung der BAN, 1972

Flöze des Steinkohlengebirges der Zechengruppe:
mit * die abgebauten Flöze
Flöz Plaßhofsbank *
Flöz Girondelle 5 *
Flöz Girondelle 4 *
Flöz Finefrau Nebenbank *
Flöz Finefrau *
Flöz Mentor *
Flöz Geitling *
Flöz Kreftenscheer 3 *
Flöz Kreftenscheer 1*
Flöz Mausgatt *
Flöz Sarnsbank
Flöz Sarnsbänksgen
*
Flöz Schieferbank
Flöz Hauptflöz
Flöz Wasserbank
Flöz Neuflöz
Flöz Hinnebecke
Flöz Sengsbank

Betriebliche Besonderheiten:
Hausbrandzeche. Verbindungsstrecken unter dem Rhein zur Anlage Franz Ott, Betrieb zweier Brikettfabriken (Mevissen 1914-1928 und Diergardt 1924-1973). Erfolgreicher Abbau unter dem Rhein. Geringmächtige Flöze in unregelmäßiger, teils gestörter Lagerung haben im Mittel eine Flözmächtigkeit von 74 cm. Ersteinsatz eines Pendelgurtförderers im 40-50 cm mächtigen Flöz Mausegatt. Ersteinsatz einer Diesellokomotive zur Streckenförderung. Die Lebensdauer der Anlage wurde noch 1970 bis über das Jahr 2000 hinaus angenommen. Starke tektonische Störungen führten aber zur vorzeitigen Stilllegung. Der Absatz erfolgte zu 22% über den zecheneigenen Rheinhafen.

Sonstiges

Sollten Sie noch über weitere Informationen, Dokumente oder Fotos zum Bergwerk Diergardt/Mevissen verfügen, so wäre ich Ihnen für eine Bereitstellung dankbar.