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Geschichtliche Entwicklung

Zur Erkundung und Erschließung der noch nicht bekannten Kohlelagerstätten des linken Niederrheins wurden 1897 mehrere Bohrungen im Bereich Rheinberg niedergebracht. Eine Bohrung bei Budberg durchstieß in diesem Jahr neben mehreren Kohleflözen auch eine mächtige Salzschicht, welches bei den Deutschen Solvay Werke AG Bernburg auf sehr großes Interesse stieß. Diese trug sich zur Jahrhundertwende mit dem Gedanken eine Sodafabrik am Randbereich des Ruhrgebiets zu erstellen, um so die wachsende Nachfrage nach Salz und Soda bedienen zu können. 1899 wurden die von der Solvay in Auftrag gegebene Erkundung auf einen immense Salzvstock sowie nicht unbedeutender Kohlevorkommen fündig. Die beauftragte Internationale Bohrgesellschaft fand diese in der Nähe des sogenannten "Zollbaum". Noch bis 1908 wurden 43 weitere Sondierungsbohrungen niedergebracht um die Ausdehnung und Lagerungsverhältnisse zu erkunden. Nachdem die Lage des Salzstocks und des Karbons weitgehend erkundet war, sicherte sich die Solvay AG jeweils 40 Konzessionen für Kohlen- als auch für den Steinsalzabbau. Das verliehene Grubenfeld umfasste eine Fläche von 88 km².
Der bis dahin vorwiegend durch die Landwirtschaft geprägte Niederrhein galt um die Jahrhundertwende als günstig für die Ansiedlung von Industriebetrieben. Der Absatz in das nahegelegene Ruhrgebiet war Dank der 1873 in Betrieb genommenen Rheinbrücke in Duisburg-Hochfeld problemlos, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch kein direkter Eisenbahnanschluß zur 1904 eröffneten Strecke Duisburg/Rheinhausen - Xanten bestand. Die fast unmittelbare Nähe zum Rhein war ein weiterer positiver Aspekt, welcher eine preiswerte Verschiffung ermöglichte. Arbeitnehmer konnten kostengünstig aus dem strukturschwachen Umland angeworben werden. Die Kohle zum Betrieb der Anlagen konnte von der bereits in Betrieb befindlichen nahegelegenen Schachtanlagen Rheinpreussen in Moers (Duisburg-Homberg) oder zu einem späteren Zeitpunkt von der 1907 abgeteuften Zeche Friedrich-Heinrich in Kamp-Lintfort bezogen werden.
Die Solvay AG planten nun eine Doppelschachtanlage in Borth welche zu einem späteren Zeitpunkt den Eigenbedarf an Steinkohle decken sollte, sowie die Einrichtung des eigentlichen Solebetriebes mit Bohrlochförderung in Wallach.
Am 25. Oktober 1902 reichte die Solvay den Erschließungsplan für den Solebetrieb in Wallach bei der zuständigen Bergbehörde ein. Da aber die Technik der Solegewinnung am Niederrhein noch nicht Eingang gefunden hatte und noch keine Erfahrenswerte vorlagen, wurde die Eingabe von der Bergbehörde nicht bewilligt. Da die Standortwahl aber nicht geändert werden sollte, beschloß man daraufhin die Erschließung der Salzschicht durch zwei Schächte um das Mineral entweder bergmännisch oder als Sole gewinnen zu können. Anfang März 1906 wurde dazu ein Planungsstab gegründet, der sich mit der Entwicklung der beiden Schachtanlagen befasste und schon am 3. März den ersten Betriebsplan bei der Bergbehörde einreichte. Mit der Erstellung einer Sodafabrikation in Borth wurde unverzüglich begonnen. Kurz darauf erfolgte der Beginn der Teufarbeiten durch die Nordhäuser Schachtbaufirma Gebhardt und König, die das Teufen durch die wasserführenden Schichten, sowohl in Wallach als auch in Borth durchführen sollte. Nach Erstellung der Vorschächte wurde frühzeitig deutlich, daß das schon durch die Probebohrungen bekannte Problem der nicht standfesten Schwimmsandschichten (wie schon zuvor auf Rheinpreussen I) sich zu einer schwerwiegenden technischen und finanziellen Herausforderung ausweitete. Das eindringende Wasser und der enorme Druck der fließenden Schichten führte zu der Entscheidung das relativ neue Gefrierverfahren (Ersteinsatz auf Auguste-Victoria II im Jahr 1900) für die weitere Abteufung durch die wasserführenden Schichten anzuwenden. Nach vorbereitenden Maßnahmen wie dem Erstellen der Bohrlöcher sowie dem Aufstellen der Anlagen und dem eigentlichen Gefrieren des Frostkörpers; konnte am 15. Februar 1908 in Borth mit dem Abteufen begonnen werden. Nach acht Tagen wurde aber immer deutlicher, daß einige Gefrierbohrungen aus dem Lot gelaufen waren und somit Wasser in den Frostkörper eindrang. Die Schließung der Schadensstelle dauerte bis zum 20. April an. Bis zum 15. Mai 1909 konnte der Schacht dann allerdings auf eine Teufe von 330 Meter niedergebracht werden. Nach vier Wochen traten dann aber Risse in den eingebrachten Tübbings auf, die ein Wiederanlaufen der Kühlmaschinen erforderlich machte um die benötigte Reparatur und Abdichtung durchführen zu können. Im September waren die Reparaturen abgeschlossen und das Wiederauftauen begann erneut. Im Oktober erfolgte wiederum ein dramatischer Wassereinbruch, welcher den Schacht vollständig flutete. Die nachfolgenden Sümpf- und Abdichtungsarbeiten dauerten bis zum 16. Juli 1910 an. Die nun von der Solvay übernommene weitere Abteufung durch eigenes Personal wurde mehrmals durch Wassereinbrüche gestört, dennoch wurde zum Jahresende 1910 eine Teufe von 375 Meter erreicht. Anfang Januar 1910 riß das Förderseil und der herabstürzende Förderkübel zerstörte Schachteinbauten und Rohrleitungen. In Folge soff der Schacht erneut ab. Bis 1913 konnte der Schacht nur um weitere 30 Meter niedergebracht werden, da es immer wieder zu Wassereinbrüchen kam. Erneut wurden die Spezialisten der Firma Gebhardt und König hinzugezogen um Gefrierbohrungen bis zu einer Teufe von 500 m herzustellen und damit die Wasserzuflüsse zu stoppen.
Zu einem tragischen Unglück kam es am 29. Mai 1916 beim Teufen von Schacht Wallach II. Acht Bergleute fielen einem gewaltigen Schimmsandeinbruch zum Opfer. 1917 wurde dann auf Schacht Borth II bei einer Teufe von 560 Meter der Salzstock erreicht. Der erste Weltkrieg und die nachfolgende Besetzung durch alliierte Truppen führte zu einer stetigen Verschlechterung der Versorgungslage. Ende 1918 wurde fast die ganze zugeteilte Kohle nur zur Aufrechterhaltung des Kühlbetriebes eingesetzt, eine Besserung trat lange Zeit nicht ein. Einen weiteren Rückschlag gab es 1920, bei dem ein Rheinhochwasser das Werksgelände unter Wasser setzte.
Auch wurde es in den beginnenden 1920er Jahren immer fraglicher ob jemals eine Steinkohlenförderung auf der benachbarten Schachtanlage Borth zustande kommen würde. Die dafür vorgeschriebenen Sicherheitsauflagen für den Kohlenabbau (Schlagwetterschutz etc.) würden die Kosten für den dualen Abbau von Salz und Kohle in einem verbundenen Grubenfeld deutlich erhöhen.
Im Oktober 1923 kam auf Wallach II die erste Salzförderung (wohl nur aus dem Teufbetrieb) zutage. Das geförderte Salz wurde zur Weiterverarbeitung gelöst und zur Anlage Borth gepumpt. Der Schacht wurde noch bis 1925 auf eine Teufe von 845 Meter niedergebracht und zwei Sohlen wurden angesetzt. Am 1. Oktober wurde auch Schacht Wallach I fertiggestellt(*). Die Anlage Wallach wurde aber infolge der schlechten Wirtschaftslage und zugunsten einer Verkleinerung der Betriebsstruktur nicht im geplanten Sinn in Betrieb genommen. Die angelegten Mitarbeiter wurden entweder auf die Anlage Borth verlegt oder gekündigt. Nur ein kleiner Mitarbeiterstamm blieb auf Wallach zurück um sich um den Erhalt der Anlagen und den nun eingeführten Solebetrieb zu kümmern. 1925 begann auf der Nachbaranlage Borth die Steinkohlengewinnung, welche aber im folgenden Jahr zugunsten der Steinsalzförderung aufgegeben wurde. 1926 wurde das Betriebsgelände erneut durch Rheinhochwasser überspült und der gesamte Betrieb geriet unter Wasser. In den beginnenden 1930er Jahren trat eine wirtschaftliche Besserung ein und 1936 wurde das bisherige Abteufgerüst von Schacht II durch ein Stahlbetongerüst ersetzt um eine geplante Förderung durchführen zu können, da Schacht I (*) nicht die technischen Vorraussetzungen bot. Diese Pläne wurden aber zugunsten des verstärkten Ausbaus der Anlage Borth I/II zu einem zentralen Förderstandort zurückgenommen. Die Anlage Wallach förderte in Folge nur Sole, welche zur Weiterverarbeitung durch eine Rohrleitung nach Borth gepumpt wurde. Wann der Solebetrieb eingestellt wurde, konnte noch nicht eindeutig belegt werden. Die Anlage Wallach ist aber dann in den frühen 1960er Jahren endgültig aufgegeben worden. Das Stahlbetongerüst von Schacht II wurde 1971 gesprengt und beide Schächte verfüllt.

(*) = Quellen sprechen von einem Festsitzen und der Aufgabe von Schacht I bei 586 m Teufe im Jahr 1925. Demnach wurde der Schacht nicht bis zum Salzstock niedergebracht. Dies könnte erklären warum die Anlage nie für eine Förderung zum Einsatz kam. Um einen sicheren Bergbaubetrieb zu gewährleisten, hätte laut dem Berggesetz von 1881, eine zweite Verbindung zur Tagesoberfläche (entweder durch einen zweiten Schacht oder durch eine Streckenauffahrung zur Anlage Borth) vorhanden sein müssen. Aus Kostengründen wurde dies aber nicht umgesetzt. Dies, sowie günstigere Salzlagerungverhältnisse auf Borth werden wohl Gründe gewesen sein, warum die Kohlengewinnung auf der Anlage Borth I/II ab 1926 zugunsten der ausschließlichen Steinsalzförderung aufgegeben wurde. Auf Borth wurde so günstige Verhältnisse angetroffen, daß dort die bergmännische Gewinnung durchgeführt werden konnte. Somit konnte auch der teure Solebetrieb (für dessen Energieversorgung Borth ja eigentlich beplant war) aufgegeben werden. Damit hatte die Anlage in Wallach Ihren eigentlichen Zweck als Förderstandort verloren.


 

Sonstiges

Für Zusendung weiterer Unterlagen, Dokumente oder Fotos, zum Thema Wallach, bin ich immer dankbar.

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