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Geschichtliche Entwicklung

Die Geschichte des "Pütt im Grünen" - wie Lohberg oft genannt wurde, begann wie viele andere Bergbauneugründungen recht profan. 1901 fand die erste Besprechung - unter Führung des Bergwerksdirektors Kalthoff - über die Planung einer Doppelschachtanlage in Lohberg statt. Ab 1902 wurde die benötigte Grundstücksfläche erworben und Ende 1905 wurde dann die "Gewerkschaft Lohberg" gegründet. Deren Vorstand war recht hochkarätig besetzt: Josef, August und Fritz Thyssen und Bergassessor a.D. Jacob. Die ausgedehnten Schwimmsandschichten, welche bei den Probebohrungen gefunden wurden und beträchtliche Schwierigkeiten beim Abteufen zu erwarten ließen, versuchte man mit dem damals noch neuen Gefrierverfahren zu durchteufen. Die zum Zwecke der Niederbringung der Schächte Deutscher Kaiser II/V durch August Thyssen gegründete Schachtbaufirma (heute Thyssen Schachtbau) führte die damaligen Teufarbeiten aus und begründete damit ihre guten Ruf. Den damaligen anderen Firmen, war das Wagnis zu hoch gewesen und so konnte sich Thyssen Schachtbau später rühmen die damalig tiefsten Gefrierschächte geteuft zu haben.
Nach Beendigung der Gefrierarbeiten konnte man am 1. Februar 1909 mit den Abteufarbeiten des Schachtes II beginnen und am 21. Juni folgte dann Schacht I. Die Abteufarbeiten gingen parallel und zügig vonstattet und am 17.10.1910 erreicht Schacht II bei 481 m, sowie am 11.11.1910 Schacht I bei 477 m Teufe das Steinkohlengebirge. 1911 wurde bei 544 m die 1. Sohle angesetzt. Am 9. Januar wurden die Abteufarbeiten Schacht I bei 771 m eingestellt, nachdem vorher die 2. und 3. Sohle angesetzt worden waren. Schacht II erreichte eine Teufe von 666 m. Zeitgleich wurden die Aus- und Vorrichtungsarbeiten durchgeführt, welche aber stark durch Wasserschwierigkeiten gestört wurden und zeitweise eingestellt werden mussten. 1910 erhielt Schacht I und 1913 Schacht II sein Fördergerüst (dieses wurde 1956 durch das von Fritz Schupp entworfene Doppelstrebengerüst ersetzt). Bis 1912 wurden auch die Sieberei und die Lesebänder sowie das Fördermaschinenhaus 1, die Waschkaue und das Kesselhaus errichtet. Die erste Förderung wurde 1912 gezogen, diese war aber mit 1431 Tonnen nur für den Eigenverbrauch bestimmt. 1913 wurden schon 9309 t gefördert, welche aber auch zu etwa 75% der Eigenversorgung diente. Die erste regelmäßige Förderung begann erst im Oktober 1913. 1914 erreichte die Förderung von 277.304 t und der Ausbau der Tagesanlagen schritt wegen der Kriegsverhältnisse bis zum Ende des Krieges nur langsam voran. Die Einberufung zum Kriegsdienst dünnte in Folge die Mitarbeiterdecke stark aus. Um den Personalmangel auszugleichen wurden daher bis zum Kriegsende etwa 500 Kriegsgefangene eingesetzt.
Die 1920er Jahre waren besonders schwierig für die Schachtanlage. Infolge der politischen Unruhen und der angespannten wirtschaftlichen Situation kam es zu blutigen Auseinandersetzungen. Dabei fanden am 23.3.1920 Betriebsdirektor Heinrich Sebold den Tod. Wegen nicht erfolgter Reparationszahlungen wurde die Zeche am 11. Januar 1923 durch belgische Truppen besetzt. Der durch die Reichsregierung ausgerufene Ruhrkampf führte aber nicht zum eigentlichen Ziel, sondern fachte die Inflation noch weiter an. Der Betrieb auf Lohberg ruht aber bis Oktober. Bei einer Auseinandersetzung über die Herausgabe von Deputatkohle mit der Besatzung eskaliert die Situation und zwei Polizisten und ein Arbeiter kommen bei den Kämpfen um. Am 8.11.1923 legt die Werksleitung den Betrieb erneut still und entläßt alle 3500 Arbeiter und Angestellten. Erst Mitte Januar 1924 wird der Betrieb wieder eröffnet, bis 1932 fällt die Belegschaftsstärke infolge der wirtschaftlichen Umstände aber bis auf 900 Mann.
Die Jahre 1920 bis 1922 sind aber auch durch die Vorbereitungsmaßnahmen zur Erstellung der Anlage III/IV geprägt. Dazu wurden einigen Bauten und der Gleisanschluss erstellt und 1921 wurde mit den Abteufarbeiten von Schacht III begonnen. Wegen der positiven Entwicklungen im Lohberger Grubenbetrieb, war aber eine zweite Doppelanlage unnötig geworden und die Arbeiten wurden 1922 eingestellt. 1929 wurde das Gelände wieder zurückgebaut. Die Wiederaufnahme der Teufung in Schacht II (bis 3. Sohle) und Schacht I (bis 4. Sohle) erfolgt 1926. 1927 wird die Kohlenwäsche in Betrieb genommen. 1926 änderten sich erneut die Besitzverhältnisse und die Schachtanlage geht in den Besitz der Vereinigten Stahlwerke über - ab 1934 Gelsenkirchener Bergwerks A.G. - Gruppe Hamborn.
Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hatte die gleichen Auswirkungen wie der vorhergegangene. Personal wurde einberufen und die Lücke musste durch Fremdarbeiter oder Kriegsgefangene geschlossen werden. Die Schäden durch den Bombenkrieg waren groß. So ist zum Kriegsende ein Drittel der Werkssiedlung zerstört, das Gerüst und Fördermaschinenhaus von Schacht II wurden getroffen und erheblich in Mittleidenschaft gezogen. Der schwere Bombenangriff auf Dinslaken vom 23. März 1945 zerstörte die Stromzufuhr zur Schachtanlage und in Folge musste der Betrieb für 18 Tage eingestellt werden. Am 28. März besetzen amerikanische Truppen das Betriebsgelände.
Die Zerstörungen der Anlage können bis Ende 1947 wieder behoben werden, allerdings sorgt ein abgehender Förderkorb in Schacht I Anfang April zu erneuten Betriebsstörungen.
Die beim Bau ursprünglich festgelegte Tagesförderung von 4000 t (1,2 Mio./Jahr) wurde erstmals 1936 erreicht und konnte bis 1944 gehalten werden. Nach dem Krieg konnte diese dann erst wieder 1950 erreicht werden. 1952 wurde ein erster Ausbau auf 6500 tato, später auf 8000 tato und die Anlage war 1969 für 11000 tato und 1976 13000 tato ausgebaut. Bei weiterhin günstiger Lagerung und bei einem weiteren planvollen technischen Zuschnitt wird in den nächsten Jahren sogar eine Förderleistung von 16000 tato erwartet.
1952 beginnen die Versuchsborungen zur Sondierung der Schachtlage für den neu geplanten Wetter- und Seilfahrtsschacht (Lohberg III), der auch der Materialförderung dienen soll. Dieser wird aber gestundet. 1956 wird Schacht II bis auf 943 m tiefer geteuft. 1960 beginnt man mit den Teufarbeiten Lohberg III, dieser wird 1966 in Betrieb genommen. Bis zum Übergang zur RAG 1969 wird die Anlage stetig ausgebaut. In diesem Jahr zählte die Belegschaftsstärke 4372 Mann von denen 3278 unter Tage angelegt waren. Die Mannschichtleistung lag bei 4 t/MS und die Jahresförderung betrug 2.545.000 t.

1984 wird mit dem Abteufen des Schachts Lohberg IV - Hünxe begonnen, dieser wird Mitte Februar 1991 endgültig fertiggestellt.
Am 01. Juli 1989 wird der Verbund der Bergwerke Lohberg und Osterfeld organisatorisch vollzogen, es entsteht dadurch das Verbundbergwerk Lohberg/Osterfeld. Der untertägige Förderverbund erfolgt mit der sogenannten OSLO-Strecke am 04. März 1991. Nach Einrichtung der Bandanlagen, dient diese nachfolgend als Förderstrecke und führt Lohberg die gewonnene Kohle aus dem Grubenfeld Osterfeld zu. Der Förderstandort Osterfeld wird somit nicht mehr benötig und zum 31. August 1992 wird dort die Förderung eingestellt.

2000 wird Schacht III abgeworfen, das Gelände wird komplett zurückgebaut und der Schacht verfüllt. Im Jahr 2001 kommt es auf Schacht II zu einem 14-tägigen Förderausfall, als das südliche Skipgefäß nicht rechtzeitig zum Stehen gebracht werden kann. Es wird erst vom Prellträger gestoppt, wobei das Förderseil aufgrund der Zugkräfte abgeschert wird und in den Schacht stürzt. 2003 erfolgt der Durchschlag der geplanten Wetterstrecke von Schacht Hünxe und Prosper-Haniel. Mitte September 2003 erfolgt der Stilllegungsbeschluss durch die DSK für das Bergwerk Lohberg/Osterfeld bis zum Jahr 2007. Aber bereits zum 30.12.2005 wird die Förderung eingestellt. Ab diesem Zeitpunkt ist Lohberg ein Stillstandsbereich und es werden nur noch notwendige Raub- und Sicherungsmaßnahmen durchgeführt. Schacht Hünxe wird nach der Stilllegung an das Bergwerk Prosper-Haniel abgegeben und dient als ausziehender Wetterschacht.

Tabellarische Übersicht

     
  1901 Planung des Baus einer Förderanlage
  1905 30.12. Gründung der Gewerkschaft Lohberg
1906 Bau einer Werksbahn von Hamborn nach Lohberg
01.04. Inbetriebnahme der Ziegelei
21.05. Beschluß zur Erstellung zweier Schächte
08.11. Teufbeginn Vorschacht Lohberg I
1907 02.03. Teufbeginn Lohberg II
08.07. Gefrierbohrlöcher werden niedergebracht
Baubeginn der Kolonie
1908 29.06. Gefrieprozeß wird gestartet
1909 01.02. Erster Bergekübel Schacht II wird gefördert
1910 17.10. Schacht II erreicht Karbon bei 481,3m
14.11. Schacht I erreicht Karbon bei 474,5m
1911 29.01. Ansetzen 1. Sohle, Herstellung einer Verbindung I-II, Wasserhaltung wird eingerichtet, Aussetzen der Füllörter 520m und 630m (2.Sohle)
1912 Beginn der Eigenbedarfsförderung
1913 Schacht I erreicht eine Endteufe von 666m, Schacht II 771m)
20.07. Schacht I Beginn der Förderung
Oktober Schacht II Beginn der Förderung
1916 Verwaltungsgebäude wird fertiggestellt
1918 Konsolidierung der Grubenfelder, Umbenennung in "Gewerkschaft Lohberg II
1919 Vorbereitende Arbeiten für das Niederbringen der Schächte III-IV
In Folge der Unruhen wird die Anlage zweimal durch Reichswehrtruppen besetzt (15.04.-23.06. und 03.07.-04.09.)
1920 März: Spartakistenaufstand, die Schachtanlage wird von der Roten Armee besetzt
30.03. Der Versuch der Roten Armee mit 125 kg Dynamit die Fördermaschine zu sprengen wird durch Reichswehrtruppen verhindert
23.03. Der Betriebsdirektor Heinrich Sebold wird ermordet aufgefunden
1922 Tieferteufen der Schächte I-II zur 4. Sohle, Arbeiten auf Lohberg III-IV werden eingestellt
1923 11. 01. Besetzung der Zeche durch belgische Truppen
08.11. Durch Brennstoffknappheit ausgelöste Unruhen auf der Schachtanlage fordern drei Todesopfer (1 Bergmann und 2 Polizisten [ Hptw. Ernst Claas und Polizei-Betriebsassistent Friedrich Fischer]) - elf Angestellte werden leicht, weitere vier schwer verletzt
09.11. Fördereinstellung infolge der Unruhen
1924 13.01. Förderung läuft wieder an
1925 Baubeginn der Aufbereitung (fertiggestellt 1927)
21.07. Ende der Ruhrbesetzung
1926 01.04. Gründung der Vereinigte Stahlwerke A.G.
1927 Grubenfeld wächst auf ca. 40 km² durch Feldestausch
1928 Schacht II stellt die Kohleförderung ein
Abbruch der Anlagen Schacht III
1934 01.01. Bildung der GBAG
18.04. Expolosion eines Rauchgasformwärmers beschädigt die Kesselanlage stark. Zweitägiger Förderausfall
1945 22.01. 85 Tote durch einen Luftangriff
7. und 23.03. 86 Menschen finden durch Kriegseinwirkung den Tod
28.03. Lohberg wird durch amerikanische Truppenverbände besetzt
Die auf Grund der Kriegsereignisse eingestellte Förderung läuft wieder an. In Folge beseitigen der Kriegsschäden
1948 Versuche mit einer stempelfreien Abbaufront
1953 03.07. Gründung der Hamborner BAG
1955 Schacht- und Aufbereitungsausbau
1956 Fertigstellung der Schacht- und Aufbereitungsausbauten
Fördergerüst über Schacht II wird errichtet
1957 Erster Durchlaufbrecher
1958 Schacht II geht in Förderung
1960 Teufbeginn Schacht III, Erweiterung der Aufbereitung
1963 100% Selbstversatz
1964 Einführung der 3000l-Wagen zur Förderung
1965 Grubenfeld wächst auf 104 km²
1966 11.06. Durchschlag mit Schacht III (4.Sohle)
06.12. Inbetriebnahme der Ausbildungswerkstatt
Schacht III wird fertiggestellt
1967 Abbau mit "Auger-Miner", Bargeldlose Lohnzahlung wird eingeführt
1975 Bau der Misch- und Stapelhalle
1982 15.2.Baubeginn Schacht Hünxe, Beginn der Auffahrung der 5. Sohle durch eine Vollschnittmaschine
1983 01.06. Teufbeginn Schacht Hünxe
1988 22.2. Teufarbeiten Schacht Hünxe sind beendet
1989 01.07. Gemeinsame Werksleitung Lohberg/Osterfeld
1991 18.02. Fertigstellung Schacht Hünxe
04.03. Durchschlag der Förderverbindung zu Osterfeld
1992 02.01. Inbetriebnahme der Förderstrecke, 31.8. Einstellung der Förderung auf Osterfeld - gesamte Förderung nun zu Lohberg
  2006 01.01. Stilllegung der Schachtanlage Lohberg/Osterfeld
     
 

 

FÖrderzahlen des Bergwerks Lohberg 1909-2006

 
 
Jahr
verwertbare
Jahresförderung
in Tonnen
Tagesförderung
in Tonnen
t/MS
Belegschaft
insgesamt
 
1909
-
-
237
 
1910
-
-
292
 
1911
-
-
301
 
1912
1431
-
331
 
1913
9309
0,142
498
 
1914
277304
0,688
1260
 
1915
475501
0,648
1320
 
1916
570150
0,882
1488
 
1917
660001
0,925
1549
 
1918
621501
0,973
1546
 
1919
430002
0,730
2215
 
1920
616050
0,713
2803
 
1921
720001
0,729
3185
 
1922
800000
0,780
3341
 
1923
320101
0,403
3551
 
1924
945400
1,013
3202
 
1925
829000
1,115
2583
 
1926
805072
1,286
2149
 
1927
866840
1,294
2360
 
1928
789970
1,380
1998
 
1929
912570
1,614
1929
 
1930
730010
1,707
1520
1931
565930
1,887
1111
1932
512690
2,210
888
1933
574710
2,263
1309
1934
668260
2,274
1314
1935
762840
1464
1936
1937
1937
1938
1939
 
1940
1.291.578
2376
 
1941
 
1942
 
1943
 
1944
 
1945
311.120
1747
 
1946
 
1947
 
1948
 
1949
 
1950
1.338.600
4036
 
1951
 
1952
 
1953
 
1954
 
1955
1.444.700
4892
 
1956
 
1957
 
1958
5234
 
1959
 
1960
1.758.780
4925
 
1961
 
1962
 
1963
 
1964
 
1965
2.414.700
5105
 
1966
 
1967
 
1968
 
1969
 
1970
2.750.150
4105
 
1971
 
1972
 
1973
 
1974
 
1975
2.452.385
3830
 
1976
 
1977
 
1978
 
1979
3.135.415
4528
 
1980
3.119.428
4541
 
1981
 
1982
 
1983
 
1984
 
1985
2.828.239
4377
 
1986
 
1987
 
1988
 
1989
2.943.452
nur Lohberg
3795
 
4.975.825
Lohberg/Osterf.
7262
 
1990
5.017.202
   
6850
 
1991
 
1992
 
1993
 
1994
 
1995
2.979.381
4539
 
1996
 
1997
2.883.704
4153
 
1998
 
1999
 
2000
 
2001
 
2002
 
2003
 
2004
 
2005
 
2006
 
 
*ab 1989 Lohberg/Osterfeld

Sonstiges

Sollten Sie noch über weitere Informationen, Dokumente oder Fotos zum Bergwerk Lohberg verfügen, so wäre ich Ihnen für eine Bereitstellung dankbar.

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